Introduction

Jede Kunst ist untrennbar an ihre Zeit und die jeweiligen Bedingungen geknüpft, in der sie entsteht. Heute konditionieren uns zunehmend digitale Informations- und Verarbeitungstechniken. Sie prägen fortlaufend, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, strukturieren, transformieren und wie wir uns in dieser artikulieren. 

Die Auseinandersetzung wie auch der Miteinbezug digitaler Verarbeitungstechniken stellt ein zentrales Element in Philipp Schaerers Schaffen dar. Es sind die analogen und visuellen Traditionen, die er aufgreift und die Verschiebungen erkundet, die entstehen, wenn neue Produktionstechniken auf geprobte Themen und auf Altbekanntes treffen - konstruierte (Bild)Welten, die mit Referenzen, Verweisen und Vorbildern arbeiten und das zunehmende Verwischen der Grenze zwischen der digitalen Bilder- und der materiellen Objektwelt thematisieren. 

Schaerers Hauptaugenmerk gilt der Generierung und Verarbeitung von Bilddaten. In diesem Arbeitsfeld bedient er sich eines breiten Repertoires an digitalen Abbildungstechniken und Bildstrategien. Sei es durch das Schaffen abstrakter Bildkompositionen, die mit dem Zusammenschnitt von digitalen Bildbausteinen und 3D Komponenten operiert, oder sei es mit der Konstruktion fotografischer Abbildungen, die von Grund auf mittels Bildmontage oder Bildsynthese (Rendering) neu konzipiert werden. Seine Arbeiten bedienen sich oft der angebotenen Freiheit flächiger Abbildungsmethoden; es sind Bildkonstruktionen, die ihrer eigenen Logik folgen. Bildkonstruktionen, die mal vordergründig den optischen Regeln der Fotografie folgen, sich dann aber verweigern und eine abstrakte Zweidimensionalität hervorkehren oder sich über die realen, innewohnenden, wechselwirkenden, physikalischen Gesetze der fotografisch abgebildeten Objekte hinwegsetzen. Seine oft in Serien verfassten Arbeiten, wie auch das isolierte Abbilden von fiktiven Einzelobjekten über eine grössere Bildfolge, spielen bewusst mit den Methoden der enzyklopädischen Erfassung der Wirklichkeit und der objektbezogenen, typologischen Fotografie. Die Parallelen sind jedoch nur formaler Natur. Sie stellen vielmehr unsere Wahrnehmung auf die Probe, führen unsere eigene Unsicherheit und Unschärfe bezüglich der Unterscheidung zwischen Bild und Abbild vor Augen und machen uns die zunehmende Verwischung ihrer Grenzen in unserer Gegenwart bewusst.

Schaerers Arbeiten wurde mehrfach publiziert und ausgestellt: so unter anderem im Museum of Modern Art New York (MoMA), im Centre Pompidou Paris, im Museum of Art, Architecture and Technology in Lissabon (MAAT) wie auch an der Chicago Architecture Biennial 2017 und der Trienal de Arquitectura de Lisboa 2019.

Seine Arbeiten sind in mehreren privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten - unter anderem in der Sammlung des Museums of Modern Art MoMA in New York, des Centre Pompidou in Paris, des Museums of Contemporary Photography in Chicago (MocP), des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe (ZKM) und des Fotomuseums in Winterthur.

Writings & Reviews

  • Arnold, M. (2021, July). Der Bildalchimist - In der digitalen Werkstatt von Philipp Schaerer. Retrieved from meretarnold.ch. > URL. > PDF (German)

  • Schaerer, P. (2020, August). Das Künstler*innendasein: Philipp Schaerer im Gespräch mit Sabine Rusterholz [on the occasion of the exhibition "Kunststipendien der Stadt Zürich 2020" at the Helmhaus, Zurich]. > URL | > PDF (German. Transcription)

  • Vassallo, J. (2016). Control Game: Philipp Schaerer vs. Roger Boltshauser. In J. Vassallo (Ed.), "Seamless: Digital collage and dirty realism in contemporary architecture" (1st ed., pp. 69-112). Zurich: Park Books. > PDF (English)