Dissected Nature. 2022
Die Natur an sich und das Bild, das wir uns von ihr machen, ist einem steten Wandel unterworfen. Urtümlich und wild ist sie kaum noch, mehr denn je wird sie durch Zivilisationsprozesse geformt. Als Konstrukt menschlicher Vorstellungund Gestaltung, aber auch als Gegenstand ästhetischer und analytischer Betrachtung steht die Natur im Fokus von Schaerers im Kunstmuseum Olten gezeigten Werken.
In der Einzelausstellung "Dissected Nature" wurden mehrere, teils explizit für die Ausstellung geschaffene Bildserien gezeigt. Die unterschiedlich abstrakt wirkenden Repräsentationen von Landschaftsfragmenten und Naturobjekten verraten die Verwendung neuer technischer Bildverfahren. Neben Ansichten von Gärten und Pflanzen, die multiperspektivisch projiziert und in Fragmente zerlegt an kaleidoskopische Gebilde erinnern, treten Arbeiten, die sich aus der Linie heraus entwickeln. Sie beruhen auf dem organischen Formenvokabular der angedeuteten Naturalien und oszillieren zwischen Fläche und Relief. Hinzu kommen von Grund auf am Computer konstruierte Werke. Diese pseudo-fotografischen Natur-Artefakte bilden eine eigene plastische Realität, befreit von physischen Sachzwängen, ganz der Vorstellung entsprungen.
Der Einbezug digitaler Technologien und die Auseinandersetzung mit ihren ästhetischen Strategien sind zentral für Schaerers Schaffen. Er greift analoge visuelle Traditionen auf und erkundet die Verschiebungen, die auftreten, wenn neue Kultur- und Produktionstechniken auf etablierte Themen und Darstellungsmuster treffen. Der so entstehende, mit vielfältigen Referenzen angereicherte Kosmos macht deutlich, dass sich längst keine klare Linie mehr zwischen digitaler Bild- und materieller Objektwelt ziehen lässt.