Linard, Kesch, D'Esan. 2016
In unserer von digitalen Medien bestimmenden Umwelt verändert sich unsere Sicht auf die Welt fortlaufend. Die digitale Erschliessung von Orten und Landschaften nimmt stetig zu - fern entlegene Orte lassen sich einsehen und virtuelle Sichtstandpunkte können eingenommen werden, die in der materiellen körperbezogenen Welt nur schwer umzusetzen sind. Anhand von Suchabfragen und virtuellen Landschaftswanderungen erschliessen wir zunehmend ein dreidimensionales Abbild unserer Welt - eine Parallelwelt, in der wir Wegsysteme, Blickstandpunkte und Sichtachsen elektronisch verorten und Bildansichten von Vorgefundenem abspeichern und festhalten.
Die unter dem Namen "Linard Kesch D'Esan" verfasste Bildarbeit experimentiert mit der bildlichen Repräsentation von 3D-Daten und versucht das Genre der abstrakten Landschaftsmalerei in den digitalen Arbeitsraum zu übertragen. Ausgangspunkt der Arbeit sind aus Google Earth entnommene 3D-Daten von Bergfragmenten aus dem Engadin. Sämtliche fotorealistischen Bildtexturen wurden entfernt und die 3D-Modelle schliesslich als Bild gerendert.
Inwiefern mit digitalen Bildverfahren abstrakte Landschaftsbilder zu erzeugen möglich sind, die nicht bloss eine fotografische Darstellung nachzuahmen versuchen, sondern die, wie auch in der Malerei, eine eigene bildliche Realität zu schaffen versuchen, war eine der Hauptfragen dieser Arbeit. Sämtliche Bilder sind komplett am Computer gerechnet worden. Es sind keine Fotografien verwendet worden. Alle Bilder haben verschiedene Lichtberechnungszyklen durchlaufen und weisen dadurch unterschiedlich abgestufte Bildtonwerte auf.